Über mich

Die Schneiderei wurde mir in die Wiege gelegt – meine Mutter und meine Großmutter waren beide Schneiderinnen. Besonders meine Großmutter förderte mein früh erwachendes Interesse fürs Nähen. Sobald ich mit den Füßen das Pedal der Nähmaschine erreichen konnte, war ich nicht mehr aufzuhalten. Erst wurden die Puppen eingekleidet, als Teenager nähte ich mir dann die Stücke, die ich mir nicht leisten konnte, selbst. Meine Mutter war schlau, sie hat mich die Stoffe kaufen lassen und mich dann beraten. Später kleidete ich meinen Sohn, Freunde und mich selbst in individuelle selbstgeschneiderte Sachen ein.
Beruflich habe ich viele Wege beschritten, die alle zu ihrer Zeit richtig und sinnvoll waren und auf denen ich viel mitgenommen habe. Ich bin Ergotherapeutin, habe BWL studiert, als Buchhalterin gearbeitet, eine Käserei geleitet, als Gästeführerin und im Hochseilgarten gearbeitet. Die Lust am Selbermachen hat mich auch viele praktische Dinge ausprobieren lassen, vom Töpfern übers Goldschmieden bis zum Hausbauen. Das Schneiderhandwerk wurde zu meiner Profession und es macht mir viel Freude, Menschen ein Gewand auf den Leib zu schneidern, das ihre Persönlichkeit spiegelt und stärkt. Daneben arbeite ich als Ergotherapeutin in einer anthroposophischen Behindertenwerkstatt und leite die Menschen zum Handweben an. Die Handweberei hat in den letzten Jahren auch in meiner eigenen Werkstatt Einzug gehalten und an langen Winterabenden entstehen schön gemusterte Stoffe, die ich dann zu individuellen Jacken verarbeite.
Ich habe mich viel mit der Handwerkskunst unserer Vorfahren beschäftigt und es erfüllt mich mit großem Respekt, was die Menschen mit einfachen Mitteln und großer Kunstfertigkeit geschaffen haben. Im Archäologischen Zentrum Hitzacker wirke ich daran mit, diese Zeit mit ihren Kulturtechniken wieder sichtbar und erlebbar zu machen.
Es gibt verschiedene Zeiten, die mich besonders ansprechen, aus diesen suche ich mir dann Kleidungstücke, die ich nacharbeite. Diese basieren teilweise auf archäologischen Funden, wie einige bronzezeitliche Kleidungstücke oder das Herjöfsness-Kleid aus der Wikingerzeit. Für andere Stücke gehe ich in Museen oder Kirchen und hole mir Anregungen von Skulpturen oder Bildern. Beispiele dafür sind das Kleid der heiligen Appollonia, das Kleid von „Queen Isabella and her Ladies“, oder das Empire-Kleid. Es ist sehr spannend, Kleidungsstücke aus verschiedenen Zeiten auszuprobieren und zu schauen, wie man sich in ihnen fühlt. Wie bewege ich mich in einem Schnürkleid im Vergleich zu einem Empirekleid? Wie spiegelt sich die Lebenswelt dieser Zeit in dem Gewand und welche Empfindungen meiner eigenen Persönlichkeit werden dadurch wachgerufen?
Besonders interessant finde ich die praktische Gugel, ein wärmender Wetterschutz für Kopf und Schultern, der unseren Vorfahren jahrhundertelang wertvolle Dienste geleistet hat. Ein Stück Kultur, das sich, wie so vieles, lohnt, wieder entdeckt zu werden.
Wichtig ist mir, dass die Kleider sowohl was den Schnitt als auch Material und Pflege betrifft, alltagstauglich sind. Man kann sie leicht anziehen ohne Zofe, die einem das Oberteil im Rücken schließen muss. Sie sind bequem, bieten Bewegungsfreiheit und man kann damit auch mal über eine größere Pfütze springen.
Gern arbeite ich auch nach Kundenwünschen, sei es für einen besonderen Anlass oder wir entwickeln das Traumgewand, das sie oder er schon immer gern gehabt hätte. Viele meiner – meist weiblichen – Kundinnen verfügen (wie ich auch) nicht über eine Konfektionsgrößen-Figur. So ist es mir ein besonderes Vergnügen, ihnen die „zweite Haut“ auf den Leib zu schneidern, die dann auch wirklich passt. Dafür entwickele ich die Schnittmuster selbst und individuell, wobei mir die Ergotherapie-Ausbildung gute Dienste leistet.

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